Ιφι. νῦν δ’ ἀξείνου πόντου ξείνα
δυσχόρτους οἴκους ναίω,
ἄγαμος ἄτεκνος ἄπολις
vv. 218-220
Iphi. Und jetzt, des unwirtlichen Meeres Gast,
bewohne ich Häuser, der Gärten bar,
unvermählt kinderlos heimatlos
vv. 218-220
Commentaries
Die pontische Dystopie dieser Verse kulminiert im Fehlen der φιλία, des Wesenszuges der κοινωνία von πόλις und οἶκος. Für den Griechen ist das Fehlen der Freundschaft gleichbedeutend mit dem Entzug von Sinn, d.h. des in der φύσις gegründeten τέλος des menschlichen Daseins schlechthin. Freundschaft, eher noch Liebe – die allerhaltende ist gemeint –, ist demnach derjenige Bereich des Seins, in dem sich überhaupt so etwas wie Sinn offenbaren kann. Liebe offenbart aber den Sinn zugleich als Ort, d.h. griechisch: im Seienden. Der unwirtliche Ort ist somit für den Griechen zunächst nicht unwirtlich, also Wirtlichkeit offenbarend, sondern unfreundlich, freudlos, lieblos, sinnlos.Tragödie ↗ überhaupt, spielt sich die Unwirtlichkeit als Grund der Wirtlichkeit zu, und zwar durch die griechische Lieblosigkeit hindurch. Zugleich deutet sich auch die Zeit dieses Zuspiels an: die unwirtlich-offenständige Zukunft ins Jetzt, das Jetzt so als Abgrund, widriger Fehl von Sinn, Liebe, Frieden:
Doch gerade dort, am Ort der Lieblosigkeit, wo nichts so eingerichtet ist, wie es mag, wo genügsame Friedung („Gärten“) und Frieden fehlen, wird Iphigenie ihren tot geglaubten Bruder Orestes, den sie nie richtig kennenlernen konnte, wiederfinden, von ihm gefunden werden, die Heimat, Sinn, Frieden – ihre Gärten – zurückgewinnen. Hier, wie in dieser
Jetzt ist niemals Sinn:
Bleib stiller Gast,
Setzte Dich unter mein Blätterdach, –
In meinen Gärten ist
Milde und Labsal.
(TAMRAS POSŁOWOLNY)
Commentary
Die pontische Dystopie dieser Verse kulminiert im Fehlen der φιλία, des Wesenszuges der κοινωνία von πόλις und οἶκος. Für den Griechen ist das Fehlen der Freundschaft gleichbedeutend mit dem Entzug von Sinn, d.h. des in der φύσις gegründeten τέλος des menschlichen Daseins schlechthin. Freundschaft, eher noch Liebe – die allerhaltende ist gemeint –, ist demnach derjenige Bereich des Seins, in dem sich überhaupt so etwas wie Sinn offenbaren kann. Liebe offenbart aber den Sinn zugleich als Ort, d.h. griechisch: im Seienden. Der unwirtliche Ort ist somit für den Griechen zunächst nicht unwirtlich, also Wirtlichkeit offenbarend, sondern unfreundlich, freudlos, lieblos, sinnlos.Tragödie ↗ überhaupt, spielt sich die Unwirtlichkeit als Grund der Wirtlichkeit zu, und zwar durch die griechische Lieblosigkeit hindurch. Zugleich deutet sich auch die Zeit dieses Zuspiels an: die unwirtlich-offenständige Zukunft ins Jetzt, das Jetzt so als Abgrund, widriger Fehl von Sinn, Liebe, Frieden:
Doch gerade dort, am Ort der Lieblosigkeit, wo nichts so eingerichtet ist, wie es mag, wo genügsame Friedung („Gärten“) und Frieden fehlen, wird Iphigenie ihren tot geglaubten Bruder Orestes, den sie nie richtig kennenlernen konnte, wiederfinden, von ihm gefunden werden, die Heimat, Sinn, Frieden – ihre Gärten – zurückgewinnen. Hier, wie in dieser
Jetzt ist niemals Sinn:
Bleib stiller Gast,
Setzte Dich unter mein Blätterdach, –
In meinen Gärten ist
Milde und Labsal.
(TAMRAS POSŁOWOLNY)