"Das Wort leitet sich von lateinisch contingentia her, das wiederum auf contingere „berühren, zu- bzw. vorfallen“ zurückgeht. In der Sprache der Philosophie ist kontingent, was, ob als Wirkliches oder Mögliches, zufällig, d. h. nicht wesensnotwendig ist. Kontingenz meint folglich die Seinsweise der Zufälligkeit.
Von dieser philosophischen Bedeutung wird in der hier neu geprägten Bedeutung der Zug des Wesenlosen, gleichsam Nackt-Tatsächlichen aufgenommen. Kontingenz bezeichnet somit eine vom eigentlichen Sein und Wesen, kurz vom Sinn abgelöste Gegebenheit. In dieser Gegebenheit trifft Seiendes so auf die Erfahrung, dass sein Sinn dabei wegbleibt zugunsten der so oder so gestalteten blanken Tatsächlichkeit, d. h. als factum brutum. Entsprechend ist die Erfahrung auf das bloße Leben, das Denken auf das Rechnen eingeschränkt. Das Kontingente drängt an in einer Direktheit und Unmittelbarkeit, die dem Sinn, den etwas hat, keinen Raum lässt, und fordert zu einem unmittelbar reaktiven Umgang ohne vorherige Sinnerschließung und Maßzuweisung heraus.
Kontingenz ist der Bereich und Seinsbezug, darin sich der Mensch zunächst und zumeist befindet. Dass in diesem Bereich der Sinn dessen, was ist, verschlossen bleibt, bedeutet nicht, dass kein Sinn geschieht. Ist der Seinsbezug nicht eigens auf- und ins Sein des Menschen eingebrochen, kommt dem Kontingenten ein Sinn durch die Einordnung in einen bestimmten Bedeutungsrahmen zu. Sofern der Mensch aber in die Übernahme des Seinsbezugs versetzt, also geschichtlich ist, wandelt sich der Charakter der Kontingenz entsprechend dem geschichtlichen Sinn. Deshalb ist die Kontingenz des Griechentums, des Mittelalters, der Neuzeit hinsichtlich ihrer Gewalt und der Entschiedenheit ihres Ausschließlichkeitsanspruchs jeweils eine andere. Mit anderen Worten: im Bereich der Kontingenz ist alles ohne Ausnahme „kontingentiert“, doch das Wie, folglich die „Brechbarkeit“ der Kontingenz ist je eine andere. In der Vollendung der Neuzeit setzt sich in der Kontingenz der Sinn der unbedingten Machtsteigerung und Machbarkeit durch, die alle Zeit und allen Raum für sich will und jede andere Gegebenheit unbedingt ausschließt.
Die Kontingenz ist als Seinsweise des Seienden ein Weise des Seinsbezugs, darin dieser – ob ungeschichtlich oder geschichtlich – abgekehrt und unübernommen bleibt. Das Wissen der Kontingenz wandelt sich entsprechend dem Kontingenzcharakter, wobei es, unabhängig von seiner Wirkmächtigkeit, jedenfalls im Bereich der Kontingenz verbleibt, d. h. diese zum Ausgang und zum Ziel hat. Ein geschichtliches Kontingenzwissen ist das mit → FORMATEN operierende Wissen der (neuzeitlichen) Wissenschaft. "
Commentaries
Commentary
DerUnterschied ↗ ist die Quelle des eigentlichen Reichtums ↗ und selbst der einzige Reichtum. Dieser (der einzige Reichtum als der Unterschied) unterscheidet sich zum uneigentlichen Reichtum bzw. zum „Reichtum“ der verwahrlosten Unmittelbarkeit und Unterschiedslosigkeit (d.h. die „bloße Wirklichkeit ↗ “).
In der Lichtung des Unterschieds ereignet sichEigentum ↗ (“Gold”), das sich wiederum unterscheidet zum bloßen Besitz ↗ (F1053, F1671), aus dem sich der gewöhnliche Begriff des Reichtums ableitet.
Zum Unterschied und dem in ihm ereigneten Eigentum vgl. u.a. “luxury” (F748), “different Wealth” (F418), “Currency of Immortality” (F536).
Commentary
DerUnterschied ↗ ist die Quelle des eigentlichen Reichtums ↗ und selbst der einzige Reichtum. Dieser (der einzige Reichtum als der Unterschied) unterscheidet sich zum uneigentlichen Reichtum bzw. zum „Reichtum“ der verwahrlosten Unmittelbarkeit und Unterschiedslosigkeit (d.h. die „bloße Wirklichkeit ↗ “).
In der Lichtung des Unterschieds ereignet sichEigentum ↗ (“Gold”), das sich wiederum unterscheidet zum bloßen Besitz ↗ (F1053, F1671), aus dem sich der gewöhnliche Begriff des Reichtums ableitet.
Zum Unterschied und dem in ihm ereigneten Eigentum vgl. u.a. “luxury” (F748), “different Wealth” (F418), “Currency of Immortality” (F536).
Das sich dem zugeigneten Gold übereignende und dieses aneignende, die Not des Unterschieds ausstehende (F439, F856, F828) dichterische Dasein ist, weil aus der Angst gestimmt, kühn. Der Dichter ist der wahrende, erhaltende, hungernd-schonende, wachende („keep“, „hold“, „not eat“, „not sleep“) Eigner des göttlichen Geschenks, nämlich des dichterischen Unterschieds selbst. Vgl. La frugalità di Van Gogh, „la parola «oro»“.
Die Kühnheit des Dichters blitzt auf in dessenwirtlichem Auge ↗ („my frugal Eye ↗ “ - F209).
Commentary
Das sich dem zugeigneten Gold übereignende und dieses aneignende, die Not des Unterschieds ausstehende (F439, F856, F828) dichterische Dasein ist, weil aus der Angst gestimmt, kühn. Der Dichter ist der wahrende, erhaltende, hungernd-schonende, wachende („keep“, „hold“, „not eat“, „not sleep“) Eigner des göttlichen Geschenks, nämlich des dichterischen Unterschieds selbst. Vgl. La frugalità di Van Gogh, „la parola «oro»“.
Die Kühnheit des Dichters blitzt auf in dessenwirtlichem Auge ↗ („my frugal Eye ↗ “ - F209).